Hebamme untersucht Neugeborenes im Wochenbett

Tipps & Erfahrungsberichte

Das Wochenbett – die erste Zeit mit Baby

Inhaltsverzeichnis:

Herzlichen Glückwunsch: Nach rund 40 aufregenden Wochen der Schwangerschaft ist der große Moment endlich gekommen und dein Baby erblickt das Licht der Welt. Nachdem die Geburt vollbracht ist, liegt nun eine unglaublich spannende Zeit vor euch, in der ihr als Familie zusammenwachsen werdet. Gleichzeitig bringt das Wochenbett (die ersten sechs bis acht Wochen nach der Geburt) jede Menge körperlicher und emotionaler Veränderungen für dich als Mutter mit sich. Damit du bestens vorbereitet bist auf diese faszinierenden, aber auch anstrengenden ersten Wochen mit Kind, bieten wir dir in diesem Artikel einen hilfreichen Überblick über all die großen und kleinen Herausforderungen, die dich im Wochenbett erwarten.

Das Wochenbett: Zeit und Ruhe für einen guten Start

Die erste Zeit, die sich direkt an die Geburt anschließt, wird Wochenbett genannt (lateinisch: Puerperium). Das Wochenbett dauert etwa sechs bis acht Wochen. In dieser Phase passieren viele Dinge gleichzeitig. Dein Körper erholt sich von den Strapazen der Geburt und allmählich beginnst du dich in deiner neuen Rolle als Mutter zurechtzufinden. Trotz dieser enormen Umstellungen fällt es vielen frischgebackenen Mamas in unserer schnelllebigen Welt schwer, im Wochenbett wirklich zur Ruhe zu kommen. Anstatt sich zu schonen, machen sie sich selbst Druck, den Haushalt zu schmeißen, Besuch mit Kaffee und Kuchen zu versorgen und möglichst schnell wieder in die schicke Jeans zu passen. 

Dabei kommt der Name WochenBETT nicht von ungefähr. Nein, es ist nicht notwendig, acht Wochen Bettruhe zu halten. Vor allem aber im Frühwochenbett, das die ersten zehn Tage nach der Geburt umfasst, ist Schonung angesagt. Dein Körper wird es dir danken, wenn du viel Zeit im Liegen verbringst. Kuschle dich mit deinen Lieben ins Bett oder mit einer bequemen Jogginghose auf die Couch und konzentriere dich auf das, was jetzt wirklich zählt: Die Nähe zu deinem Neugeborenen genießen und als Familie zusammenwachsen.

Das klingt schön, nicht wahr? Es kann aber nur funktionieren, wenn du dir schon während der Schwangerschaft überlegst, wer dich in dieser besonderen Zeit unterstützen kann. Wird dein Partner / deine Partnerin die ersten Wochen zu Hause sein und kann den Haushalt übernehmen? Scheut euch nicht, im Wochenbett Hilfe von Familie und Freunden / Freundinnen anzunehmen. Diese können beispielsweise für euch einkaufen, sich um ältere Geschwister kümmern oder frisch gekochtes Essen mitbringen.

Körperliche Veränderungen im Wochenbett

Es ist wirklich außergewöhnlich, was dein Körper während der letzten Monate in der Schwangerschaft und nun während der Geburt geleistet hat. Natürlich hinterlässt all dies seine Spuren. Das Wochenbett ist eine Zeit der Heilung und Regenerierung. In den ersten Tagen und Wochen vollzieht sich eine Fülle an Veränderungen: Mögliche Geburtsverletzungen heilen, dein Bauch wird allmählich wieder kleiner, die Gebärmutter bildet sich zurück und deine Brüste beginnen mit der Milchproduktion. Eventuell trägst du nun auch eine Narbe auf deinem Körper, die daran erinnert, dass du dein Baby per Kaiserschnitt geboren hast. 

Ganz gleich, auf welche Art und Weise du dein kleines Wunder entbunden hast, dein Körper hat sich durch die Schwangerschaft verändert und es ist ganz normal, wenn du dich daran erst einmal gewöhnen musst. Auch wenn das manchmal etwas schwerfällt – du darfst unglaublich stolz auf deinen wunderbaren Körper sein.

Der Wochenfluss – die Blutung nach der Geburt

Als letzte Phase der Geburt löst sich die Plazenta (der Mutterkuchen, der das Kind während der Schwangerschaft versorgte) und wird geboren. An der Stelle, an der die Plazenta an der Gebärmutterwand saß, entsteht eine tellergroße Wunde, die im Laufe des Wochenbetts abheilt. Diese Heilung geht mit einer Blutung, dem sogenannten Wochenfluss einher. Anfangs ist der Wochenfluss sehr stark, hellrot und kann Gewebereste sowie Koagel (Blutgerinnsel) enthalten. In den darauffolgenden Tagen wird die Blutung dann immer schwächer und färbt sich zunächst bräunlich, später dann gelblich bis weißlich. Im Schnitt dauert der Wochenfluss etwa sechs Wochen. Wenn du stillst, kann es auch etwas schneller gehen, bis er komplett versiegt.

Ganz wichtig: Verzichte im Wochenbett bitte auf Tampons. Der Wochenfluss sollte richtig abfließen können. Darum sind atmungsaktive Wochenbettbinden (auch Flockenwindeln genannt) optimal.

Rückbildung nach der Geburt

Deine Gebärmutter dehnte sich im Laufe der Schwangerschaft extrem aus, damit dein Baby darin heranwachsen konnte. Nach der Entbindung sorgen die Nachwehen dafür, dass sich die Gebärmutter nach und nach wieder zusammenzieht und zum Ende des Wochenbetts wieder ihre ursprüngliche Größe erreicht. Bei Müttern, die einen Kaiserschnitt hatten, dauert die Rückbildung der Gebärmutter im Schnitt ein wenig länger als nach einer vaginalen Geburt.

Auch dein Beckenboden macht während der Schwangerschaft und Geburt einiges durch. Viele Frauen lernen diesen Bereich ihres Körpers erst in dieser Lebensphase richtig kennen. Beim Beckenboden handelt es sich um Muskeln, Bänder und Bindegewebe, welche das Becken nach unten schließen und die inneren Organe stützen. Nach der Geburt ist der Beckenboden oft schlaff und überdehnt. In den ersten Tagen ist deshalb eines besonders wichtig: Schonung. Mit der Zeit kannst du dann damit beginnen, deinen Beckenboden durch leichte Wahrnehmungsübungen zu stärken. Nach dem Ablauf des Wochenbetts, also etwa sechs bis acht Wochen nach der Entbindung, ist ein guter Zeitpunkt, um einen Rückbildungskurs für Mütter zu belegen.

Tabuthemen im Wochenbett

Auch wenn kaum jemand darüber spricht – nicht wenige Mütter haben nach der Entbindung Probleme mit Hämorrhoiden. Dabei handelt es sich um gut durchblutete Gefäßpolster am After. Durch den Druck, durch das Gewicht des Kindes und durch das Pressen während der natürlichen Geburt können sich die Hämorrhoiden vergrößern und Beschwerden wie Schmerzen oder Juckreiz verursachen. 

Vielleicht hast du bei der Geburt auch einen Dammschnitt, Dammriss oder eine andere Geburtsverletzung erlitten. Bei all diesen Problemen ist es hilfreich, im Wochenbett auf eine ballaststoffreiche Ernährung und ausreichende Wasserzufuhr zu achten, da hierdurch der Stuhl weicher wird.

Für einen erfolgreichen Stillstart

Hast du den Wunsch, dein Baby zu stillen? Das ist wunderbar, denn Muttermilch ist die ideale Nahrung für dein Neugeborenes. Nach Möglichkeit legst du dein Baby so früh wie möglich nach der Geburt das erste Mal an, am besten noch im Kreißsaal. Ganz wichtig für einen guten Stillbeginn: Kuscheln, kuscheln, kuscheln. Durch den intensiven Hautkontakt wird bei euch beiden das Liebeshormon Oxytocin ausgeschüttet und die Milchbildung wird angeregt.

Auch nach einem Kaiserschnitt ist es ratsam, das Kind möglichst früh das erste Mal anzulegen. Manchmal ist nach einer operativen Entbindung etwas mehr Geduld gefragt, beispielsweise, wenn das Kind anfangs noch sehr schläfrig ist oder der Milcheinschuss etwas verspätet stattfindet. Eine gute Stillberaterin oder Hebamme kann dir hierbei wertvolle Tipps geben.

Der erwähnte Milcheinschuss geschieht üblicherweise zwei bis fünf Tage nach der Geburt. Dabei können sich deine Brüste warm und gespannt anfühlen. In dieser Zeit ist es besonders wichtig, auf dich und deinen Körper zu achten. Gönne dir viel Ruhe und stille dein Neugeborenes regelmäßig. Um die Beschwerden zu lindern, kannst du deine Brüste nach dem Stillen etwas kühlen. Vor dem Stillen kannst du dir (feucht-)warme Wickel machen. Diese regen den Milchfluss an – genauso wie eine warme Dusche.

Das Stillen ist eine ganz neue Beanspruchung für deine Brustwarzen. Es ist darum ganz normal, wenn sich diese anfangs empfindlich und etwas gereizt anfühlen. Echte Schmerzen, Risse oder blutige Wunden sollten aber nicht sein. Oftmals ist eine falsche Anlegetechnik der Auslöser für solche Probleme. Achte immer darauf, dass dein Baby die komplette Brustwarze und einen Teil des Warzenhofs im Mund hat. Bist du dir unsicher, so bitte am besten deine Hebamme oder Stillberaterin um Hilfe. 

Alternativen zum Stillen

Stillen ist das Beste für dein Baby, denn Muttermilch versorgt das Baby mit allen wichtigen Nährstoffen in genau abgestimmter Menge. Darüber hinaus ist sie die preiswerteste Ernährungsform und ein guter Schutz gegen Krankheiten. Es kann aber Gründe geben, aus denen du dein Kind nicht stillen kannst oder möchtest. Sprich dies in einer solchen Situation bitte mit deiner Hebamme oder deinem Arzt / deiner Ärztin ab. In diesem Fall kannst du dein Kleines mit abgepumpter Muttermilch oder Babynahrung ernähren. Bei der Art der Fütterung hast du unter anderem die Wahl zwischen Fläschchen, dem Brusternährungsset oder auch dem Füttern per Löffel oder Becher.

Ein Auf und Ab der Gefühle

Die Ankunft eines Kindes stellt dein Leben gehörig auf den Kopf. Kein Wunder, dass dieser neue Lebensabschnitt eine Menge unterschiedlicher Gefühle mit sich bringt. Vielleicht spürst du es sofort, wenn du dein Kleines das erste Mal in den Armen hältst: dieses unvergleichliche Gefühl bedingungsloser Liebe. Es ist aber auch normal, wenn dieses Glücksgefühl erst ein bisschen später einsetzt. Schließlich hast du gerade eine anstrengende Geburt erlebt und musst dich erst noch zurechtfinden in deiner neuen Mutterrolle, die eine so große Verantwortung mit sich bringt. Nicht zuletzt sorgen die hormonellen Veränderungen für regelrechte Gefühlsachterbahnen. Sei im Wochenbett also nicht zu streng mit dir. Es ist ok, wenn du dich in dieser aufregenden Anfangszeit überfordert und verletzlich fühlst. Jede Mama erlebt diese Anfangszeit anders, deshalb ist es ratsam, auf dein eigenes Bauchgefühl zu achten. Versuche, dich nahestehenden Personen anzuvertrauen und über deine Emotionen zu sprechen.

Baby-Blues statt Babyglück

Du hast Großartiges geleistet und einen kleinen Menschen geboren – fühlst dich aber gar nicht so euphorisch, sondern eher müde und verunsichert? Brichst du scheinbar ohne Grund in Tränen aus und kannst dir gar nicht erklären, warum du dich so niedergeschlagen fühlst? Keine Sorge – viele Mütter erleben diesen sogenannten Baby-Blues nach der Geburt. Er lässt sich auf den starken und plötzlichen Abfall der Schwangerschaftshormone im Wochenbett zurückführen.

Unser Tipp: Schäme dich nicht für deine Gefühle und teile deine Sorgen und Ängste mit deinen Liebsten. In der Regel dauert es nur ein paar Tage, bis das Stimmungstief von alleine vorübergeht. Sollte die Traurigkeit und Antriebslosigkeit jedoch länger als zwei Wochen anhalten, so ist es ratsam dich an einen Arzt / eine Ärztin oder an deine Hebamme zu wenden. Es könnte sich dann um eine postpartale Depression handeln. Eine solche Wochenbettdepression lässt sich gewöhnlich gut behandeln, sodass du dein neues Mamaglück schon bald richtig genießen kannst.

Unterstützung durch die Hebamme nach der Geburt

Deine Nachsorge-Hebamme wird dir in den ersten Tagen und Wochen nach der Geburt eine große Stütze sein. Die Hebammenbetreuung wird von deiner Krankenkasse übernommen. So steht dir bis zum 5. Lebenstag deines Kindes pro Tag ein Besuch der Hebamme zu. Auch danach hast du Anspruch auf sieben weitere Besuche deiner Hebamme, bis dein Kind acht Wochen alt ist (nach einer Kaiserschnittentbindung oder einer Frühgeburt bis dein Baby 12 Wochen alt ist).

Deine Hebamme schaut, wie es dir nach der Geburt geht und überprüft, wie die Rückbildung der Gebärmutter und Wundheilung allfälliger Geburtsverletzungen vorangeht. Zudem kontrolliert die Hebamme die Entwicklung deines neugeborenen Kindes (inklusive Gewichtskontrollen und Nabelpflege zur Nabelheilung) und kann dir nützliche Tipps geben rund um das Wochenbett und das Leben mit dem Neugeborenen. Hierzu zählen beispielsweise Themen wie die Babypflege, das Stillen, die Ernährung in der Stillzeit, zu wenig oder zu viel Muttermilch, Wachstums- und Entwicklungsschübe, gesunder Schlaf des Neugeborenen und der Eltern und viele weitere Themen, die nach dem Krankenhausaufenthalt daheim so aufpoppen. Daneben kann sie dich emotional unterstützen und wird dir in dieser leicht überfordernden Anfangszeit eine wichtige Ansprechpartnerin sein.

Hebammen in deiner Region sowie noch mehr Unterstützungs- und Beratungsangebote für Mütter im Wochenbett findest du unter den folgenden Links:

  • Österreichisches Hebammengremium (https://hebammen.at/)

  • Familienberatung (https://www.familienberatung.gv.at/)

  • Nationales Zentrum Frühe Hilfen (https://fruehehilfen.at/)

  • NANAYA - Zentrum für Schwangerschaft, Geburt und Leben mit Kindern (https://www.nanaya.at/)

  • Hebammenzentrum - Verein freier Hebammen (https://www.hebammenzentrum.at/)

Wir wünschen dir eine wunderbare erste Zeit mit deinem Baby und ein entspanntes Ankommen als Familie. Gleichzeitig möchten wir dich bestärken: Gefühlsachterbahnen und Unsicherheiten sind im Wochenbett ganz normal. Vielen frischgebackenen Müttern geht es genau wie dir. Sei darum nicht zu streng mit dir und deinem Körper. Schon bald werden mögliche körperliche Beschwerden weniger werden und du wirst dich mit jedem Tag ein bisschen mehr in deiner neuen Mamarolle zurechtfinden.

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